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Barrique – Was bringt das Holzfass im Weinbau?

Das Barrique ist aus der modernen Weinbereitung nicht mehr wegzudenken. Kaum ein anderer Ausbau beeinflusst einen Wein so deutlich wie das kleine Eichenfass. Doch was genau ist ein Barrique, wie wirkt es auf den Wein, und warum greifen Winzer weltweit zu diesem traditionellen Reifebehältnis? Der folgende Artikel gibt einen umfassenden Überblick über Herkunft, Herstellung, Einsatzgebiete und sensorische Wirkung des Barrique-Ausbaus – inklusive italienischer Beispiele und internationaler Holzarten.


Was ist ein Barrique? Ursprung und Definition

Ein Barrique ist ein kleines Eichenfass mit einem Volumen von etwa 225 Litern, traditionell aus der Region Bordeaux stammend.

Typische Merkmale:

  • gefertigt aus französischer, amerikanischer oder ungarischer Eiche
  • meist leicht bis mittel geröstet (Toasting)
  • hohe Holz-Wein-Kontaktfläche durch geringe Grösse
  • begrenzter, kontrollierter Sauerstoffeintrag

Mehr über Ausbauarten findest du hier: Weinstile und Ausbauformen.


Wie beeinflusst das Barrique den Wein?

Das Barrique ist eines der wirkungsvollsten Werkzeuge im Keller:

Aromatische Effekte

Je nach Holzart und Toasting entstehen Aromen wie:

  • Vanille
  • Kokos
  • Röstaromen
  • Zedernholz
  • Kaffee, Kakao, Tabak
  • Karamell oder Gewürznoten

Strukturelle Effekte

Das Eichenholz gibt natürliche Tannine ab:

  • der Wein wird strukturierter
  • erhält mehr Grip und Länge
  • wirkt kräftiger und präziser

Reifung & Mikrooxidation

Durch die feinen Holzporen findet eine sanfte Sauerstoffzufuhr statt:

  • Tannine werden weicher
  • der Wein wirkt runder
  • Aromen integrieren sich harmonischer
  • Komplexität und Reife steigen deutlich

Mehr zur Reifung: Weinlagerung und Alterung.


Wie lange reift Wein im Barrique?

Die Reifedauer hängt vom Wein, der Herkunft und dem Stil ab:

  • leichte, frische Weissweine: 3–6 Monate
  • kräftige Weissweine (z. B. Chardonnay): 6–12 Monate
  • elegante Rotweine: 9–18 Monate
  • kraftvolle Rotweine (z. B. Barolo, Brunello): 12–36 Monate

Viele Winzer nutzen daneben „Second Fill“ oder „Third Fill“-Fässer, die weniger Holzaromen abgeben und daher milder wirken.


Französische, amerikanische und ungarische Eiche im Vergleich

Französische Eiche

Feinporig, elegant, diskrete Würze.
Ideal für:

  • Burgund
  • Bordeaux
  • Brunello
  • Etna Rosso

Sie liefert subtile, noble Holzaromen und unterstützt komplexe Weine.
Mehr darüber: Französische Eiche im Weinbau.

Amerikanische Eiche

Grossporig, aromenreich, intensiver Einfluss.
Typische Aromen: Vanille, Kokos, Süssholz.
Verwendung u. a. für:

  • Rioja
  • kräftige Zinfandels
  • Amarone modern Style

Mehr dazu: Amerikanische Eiche.

Ungarische Eiche

Feinporig wie französische Eiche, aber aromatisch wärmer.
Typische Noten: feine Vanille, Gewürze, dezente Süsse.

Ungarische Eiche wird in Italien und Ungarn immer beliebter, u. a. für:

  • Egri Bikavér
  • Villányer Bordeaux-Cuvées
  • Barbera Superiore
  • toskanische Supertuscans

Infos: Ungarische Eiche im Weinbau.


Italienische Weine im Barrique – Vielfalt und Tradition

Italien nutzt Barriques sowohl traditionell als auch modern. Die Kombination aus regionalen Rebsorten und internationalem Holzeinfluss erzeugt einige der weltweit beeindruckendsten Weine.

Toskana

Heimat der bekanntesten Barrique-Weine Italiens:

  • Supertoskaner (Sassicaia, Ornellaia, Tignanello)
  • Chianti Classico Gran Selezione
  • Brunello di Montalcino Riserva

Piemont

Nebbiolo entwickelt im Barrique:

  • Teer- und Rosenaromen in Verbindung mit Vanille, Gewürz, Toast
  • harmonische, langlebige Weine

Beispiele: Barolo modernista, Barbaresco Riserva
Mehr dazu: Piemont-Weine.

Venetien

Viele Amarone- und Ripasso-Weine nutzen Barriques zur Verfeinerung.

Sizilien

Nerello Mascalese vom Ätna reift oft in französischer oder ungarischer Eiche – elegant, mineralisch, komplex.

Südtirol & Trentino

Aromatische Weissweine wie Chardonnay Riserva oder Pinot Bianco profitieren von kurzer Barrique-Reifung.

Weitere Infos: Weine aus Italien.


Fazit

Das Barrique ist weit mehr als ein Reifebehälter. Es formt den Stil eines Weins, strukturiert ihn, verleiht ihm Tiefe und fördert seine Entwicklung. Ob französisch, amerikanisch oder ungarisch – jede Eiche bringt eigene Charakteristika mit, die Winzer gezielt einsetzen. Gerade in Italien hat das Barrique zu ikonischen Weinen geführt, die weltweit Massstäbe setzen.