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Cuvée, Verschnitt, Assemblage – Die Kunst des Blendens im Weinbau

Die Begriffe Cuvée, Verschnitt und Assemblage gehören zu den zentralen Konzepten der Weinwelt. Hinter ihnen steckt die Kunst, verschiedene Rebsorten, Lagen oder Jahrgänge so zu kombinieren, dass ein Wein entsteht, der komplexer, harmonischer und charaktervoller ist als seine Einzelkomponenten. Diese Technik gehört zu den ältesten und zugleich anspruchsvollsten Disziplinen der Weinherstellung.

Während viele Konsumenten Cuvées heute als etwas Besonderes wahrnehmen, sind sie historisch betrachtet eher die Regel als die Ausnahme. In nahezu allen grossen Weinregionen der Welt – Italien, Frankreich, Spanien, Ungarn, Portugal und zunehmend auch in Übersee – haben Winzer das Blending perfektioniert, um Stilistik, Qualität und Balance zu präzisieren.


Warum überhaupt Blending? Der Zweck einer Cuvée

Ein Wein wird nicht einfach gemischt, um Unterschiede zu kaschieren, sondern um gezielt Vorteile zu kombinieren. Die Gründe für das Blending sind vielfältig:

  1. Komplexität steigern
    Unterschiedliche Rebsorten bringen verschiedene Aromen, Strukturen und Texturen mit, die gemeinsam ein vielschichtigeres Gesamtbild ergeben.
  2. Balance optimieren
    Säure, Tannin, Alkohol, Körper und Frucht sollen in perfekter Harmonie stehen.
  3. Charakter definieren
    Viele Kultweine haben ihre Persönlichkeit erst durch jahrelang perfektionierte Cuvées erhalten.
  4. Stil über Jahrgänge hinweg sichern
    Besonders Schaumweinregionen wie Champagne sind darauf angewiesen, auch in klimatisch schwierigen Jahren einen konstanten Stil zu erzeugen.
  5. Terroir-Vielfalt ausdrücken
    Manche Winzer vereinen bewusst Trauben aus verschiedenen Parzellen, um ein komplexeres Terroirbild zu schaffen.

Cuvée – Begriff, Herkunft und internationale Bedeutung

Der Begriff Cuvée entstammt dem französischen Wort cuve (Behälter, Tank). Ursprünglich beschrieb er den Inhalt eines Fasses; später wurde daraus die Bezeichnung für eine gezielte Mischung.

Cuvées in Italien – Tradition und Moderne

Italien gehört zu den vielseitigsten Cuvée-Ländern Europas. Beispiele:

  • Supertoskaner wie Sassicaia oder Ornellaia
    Kombination aus Cabernet Sauvignon, Merlot und lokalen Sorten
  • Amarone della Valpolicella
    Blend aus Corvina, Rondinella, Molinara
  • Etna-Rotweine
    Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio
  • Franciacorta-Cuvées
    Chardonnay, Pinot Nero, Pinot Bianco

Mehr dazu hier: Italienische Weine entdecken.

Ungarn – Heimat legendärer Cuvées

Ungarn zählt zu den ältesten Weinländern Europas und ist ein Meister des Blendings.

Egri Bikavér (Erlauer Stierblut)

  • Basis: Kékfrankos (Blaufränkisch)
  • Ergänzend: Kadarka, Merlot, Cabernet Sauvignon, Zweigelt
  • Stil: würzig, kraftvoll, strukturreich, mit typischer pfeffriger Note
    Weitere Details: Ungarische Rotweine.

Villány – Bordeaux à la Hongrois
Villány ist bekannt für kraftvolle Rotweine im Bordeaux-Stil:

  • Cabernet Franc (lokale Leittraube als Villányi Franc )
  • Cabernet Sauvignon
  • Merlot

Dank des warmen Klimas entstehen Weine, die weltweit Anerkennung finden.
Mehr dazu: Villányer Cuvées.


Verschnitt – der technische Begriff hinter der Methode

Während „Cuvée“ meist das Endprodukt bezeichnet, beschreibt Verschnitt den Prozess:

  • Auswahl der Basisweine
  • Prüfung der sensorischen Eigenschaften
  • Ermittlung der optimalen Mengenanteile
  • langfristige Stilplanung
  • Verprobung über Wochen oder Monate hinweg

Verschnitt ist kein Zufallsprodukt, sondern ein hochpräziser, analytischer und kreativer Prozess. Winzer sprechen häufig vom „Feinschliff“ eines Jahrgangs.


Assemblage – französische Perfektion

Der Begriff Assemblage wird überwiegend in Frankreich genutzt, vor allem:

  • in der Champagne
    (Ziel: Konstanz durch Mischung von Jahrgängen, Lagen und Sorten)
  • im Bordeaux
    (klassische Cuvées aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot)
  • im Rhône
    (Grenache, Syrah, Mourvèdre als GSM-Blends)

Die Assemblage gilt weltweit als Maßstab für Präzision und Stilistik.


Internationale Beispiele berühmter Cuvées

Frankreich

  • Bordeaux Premier Cru
  • Châteauneuf-du-Pape
  • Champagne Brut und Prestige-Cuvées

Italien

  • Bolgheri Superiore
  • Valpolicella-Blend (Amarone, Ripasso)
  • Etna Rosso

Ungarn

  • Egri Bikavér
  • Villányi Franc und Villányer Bordeaux-Blends

Spanien

  • Rioja (Tempranillo, Garnacha, Graciano)
  • Priorat (Garnacha, Cariñena, Syrah)

Portugal

  • Portwein-Blends
  • Douro-Tinto

Was macht eine wirklich große Cuvée aus?

  1. Sensorische Harmonie
  2. Langlebigkeit
  3. Eigenständiger Charakter
  4. Gleichbleibende Qualität
  5. Terroir-Ausdruck trotz Mischung

Ein Meisterwerk der Assemblage bleibt immer erkennbar – auch, wenn sich Anteile und Jahrgänge ändern.


Fazit

Cuvée, Verschnitt und Assemblage stehen für die Verbindung von Handwerk, Erfahrung und Kreativität. Beispiele aus Italien und Ungarn wie Egri Bikavér oder die Villányer Bordeaux-Cuvées zeigen, wie verschieden – und wie faszinierend – Blend-Traditionen weltweit sein können. Eine Cuvée ist nicht nur ein Gemisch, sondern ein bewusst gestaltetes Kunstwerk aus vielen kleinen Bausteinen.